Man darf ja nicht nur schimpfen.

Heute auch mal ein „Lob“ für unsere Politiker:

Lob der Volksvertreter

Man hält sie, wenn sie schweigen, für Gelehrte.
Nur ist das Schweigen gar nicht ihre Art.
Sie haben vor der Brust Apostelbärte
und auf den Eisenbahnen freie Fahrt.

Ihr seht sie eilends in den Reichstag schreiten.
Das Wohl des Volkes fördert ihren Gang.
Und würdet Ihr sie noch ein Stück begleiten,
dann merktet Ihr: sie gehn ins Restaurant.

Sie fürchten Spott, sonst nichts auf dieser Welt!
Und wenn sie etwas tun, dann sind es Fehler.
Es ist, zum Glück, nicht alles Hund, was bellt.
Sie fürchten nur die Wahl und nicht die Wähler.

Ihr Leben währet zirka siebzig Jahre,
und wenn es hochkommt -. Doch das tut es nie!
Das Volk steht auf vor jedem grauen Haare.
Das Volk steht immer auf! Das wissen sie.

(Erich Kästner)

Dieses Gedicht kam mir anlässlich der aktuellen Bundestagsdebatte gerade wieder in den Sinn. Manche Dinge ändern sich eben nie…

Lasst sie reisen…

Was haben die Länder Afghanistan, Argentinien, Äthiopien, Bahrain, Belgien, Burundi, China, Chile, Dschibuti, Ghana, Indien, Iran, Israel, Italien, Japan, Kanada, Kenia, Luxemburg, Mongolei, Pakistan, Paraguay, Peru, Russland, Sierra Leone, Uruguay und USA gemeinsam?

Richtig – in all diesen Ländern waren am vergangenen Wochenende deutsche Bundestagsabgeordnete, Bundesminister und andere Regierungsrepräsentanten in wichtigen Missionen (und selbstverständlich im Namen des deutschen Volkes) unterwegs. Es ist eigentlich erstaunlich, dass es nicht noch mehr Länder waren, schließlich haben wir ja deutlich mehr Abgeordnete als es Staaten auf unserem Planeten gibt.

Mir fällt dazu nur ein Lied des genialen Liedermachers Reinhard Mey ein (das Lied heißt „Lasst sie reisen“ und wurde 1985 auf dem Album „Hergestellt in Berlin“ veröffentlicht). Hier ein sehr passender Textausschnitt:

Ob schwarz, gelb, grün oder rot: Sie sind gleich farblos und gleich schal.
Wenn sie weg sind, merkt man ihre Abwesenheit nicht einmal.
Die Moral von der Geschichte: Lasst sie reisen, denn zuhaus
meiden sie keinen Skandal, lassen sie keine Panne aus.
Lasst sie reisen, lasst sie sich auf uns’re Kosten amüsier’n,
herzlich gern, solange sie nur nicht versuchen zu regier’n.

Dem ist nichts hinzuzufügen…

Helden der Arbeit

So lange hat wohl noch nie eine Schicht gedauert: 69 Tage lang, bei einer Umgebungstemperatur von 36 Grad, im Dunkeln, mit hoher Luftfeuchtigkeit.

Eigentlich ist es unglaublich, dass alle 33 verschütteten Bergleute in Chile diese Odyssee (zumindest physisch) quasi unbeschadet überlebt haben. Ich habe größten Respekt vor der Selbstdisziplin und dem unbedingten Überlebenswillen, den diese Männer an den Tag gelegt haben. Und damit meine ich nicht nur die Zeit, als sie schon von oben mit Nahrungsmitteln, Medikamenten und anderen lebensnotwendigen Dingen versorgt wurden und „nur“ noch auf den Erfolg der Rettungsbemühungen warten mussten.

Noch viel mehr Hochachtung habe ich für die enorme Leistung, die diese Männer in der Zeit vom 5.August bis zum 23.August vollbracht haben. Ohne zu wissen, ob und wann eine Rettung erfolgen könnte, haben sie 18 Tage lang mit Vorräten überlebt, die eigentlich für eine Reichweite von 48 Stunden vorgesehen waren. Alle 48 Stunden zwei Löffel Thunfisch und ein halbes Glas Milch pro Person, ansonsten nur das Wasser, das von den Höhlenwänden lief – und das alles bei den oben genannten Umgebungsbedingungen.

Das sind für mich wirkliche Helden des Alltags. Natürlich gilt mein Respekt auch allen, die zum Erfolg der Rettung beigetragen haben. Auch diese Personen haben Außergewöhnliches geleistet – ich erinnere nur an die ersten Schätzungen, dass die Eingeschlossenen wohl erst zu Weihnachten wieder das Tageslicht erblicken könnten!

Gleichzeitig darf man aber nicht vergessen, dass viele andere Kumpel in anderen Bergwerken (vor allem in China) nicht so viel Glück haben und hatten. Jedes Jahr sterben viele Menschen bei Grubenunglücken, weil die Grubenbetreiber anstelle der Sicherheit die Gewinnmaximierung in den Vordergrund stellen. Das war auch in der Mine San José der Fall. Und wer jetzt am Ende die Zeche bezahlt, ist noch lange nicht geklärt…